Die Kiefer – Teil 2
Die Kiefer – Teil 2

Die Kiefer – Teil 2

Da stehe ich nun in meinen ausgelatschten Wanderschuhen, ich meine natürlich in meinen super eingelaufenen Wanderschuhen an der Kiefer mitten im Teutoburger Wald. Der Himmel ist heute bedeckt im Dezember und trotzdem leuchtet der grüne Moosteppich schon nahezu kitschig. Dieses Stück Wald ist ca. 30 mal 50 Meter groß und sieht aus, als hätte jemand exakt dieses Stückchen Erde eingenäht in den großen Waldteppich. Rechts, links, vorne, hinten sehe ich eine komplett andere Struktur der Natur, Mischwald durchzogen von Blaubeersträuchern, viele Eichen, Lärchen und Buchen sind zu sehen. Nur hier auf meinem kleinen 150 Quadratmeter großen Feld, fühle ich mich zwischen Tannen und Kiefern wie auf einem sehr auffälligen Patchwork-Teil einer riesigen Wald-Decke.

Ich lehne also nun schon seit ca. fünf Minuten mit dem Rücken am Stamm dieses Baumes. Sein umfassendes Energiefeld hat mich schon merklich beruhigt. Meinen Beinen fällt es leicht, den Körper zu tragen, ich fühle mich fast schwerelos. Ich atme langsamer, ziehe die Luft bewusst ein und lasse sie mit etwas geöffnetem Mund wieder hinaus. Bei jedem Atemzug nehme ich diesen wohligen, erdigen Waldgeruch wahr. Diese Verbindung von atmen, riechen, fühlen der Rinde und des moosigen Untergrundes setzt in meinem Gehirn sofort einen Mechanismus frei, den ich nun regelmäßig beobachten durfte. Als würde sich eine Schranke öffnen, wofür ich im Alltag nicht den Zugangscode habe. Hier an meiner Kiefer öffnet sie sich wie von Zauberhand und ich darf ein Territorium betreten, welches jedes Mal Überraschungen bereit hält. Ich hatte ja bei Betreten meines kleinen Patchwork-Waldteppichs um Entspannung meiner Schultern gebeten. Diesen Auftrag hat meine Kiefer schon ganz hervorragend umgesetzt. Nun wird heute noch zusätzlich die Schranke freigeschaltet, da bin ich aber gespannt, was mich noch erwarten wird.

Die Voraussetzung zum Freischalten ist absolute innere Ruhe, diesen Zustand habe ich nach fünf bis zehn Minuten am Baum erfüllt. Wenn es das Energiefeld des Baumes zulässt, darf ich als nächstes einen Raum betreten, wie ich ihn ja immer liebevoll nenne, meinen Nullraum. Hier ist mein Verstand ausgeschaltet, hat keinen Zutritt, mischt sich nicht ein und wenn ich Glück habe, bekomme ich Informationen zu meinen aktuellen Lebensumständen. Eine direkte Frage habe ich heute nicht, denn ich war überhaupt nicht vorbereitet. Manchmal ist es wie immer im Leben auch einfach besser, unvorbereitet zu sein. Neugierig sich dem Fluss des Unterbewusstseins hinzugeben, kann total spannend sein. Im Traum geschehen uns ja auch Geschichten, die wir uns kurz vor dem Einschlafen so niemals hätten ausdenken können. Also nehme ich noch einmal einen tiefen Atemzug und warte einfach ab, welche Türe sich heute in meinem Nullraum öffnet.

Ihr könnt nun spekulieren, dass ich viel Phantasie habe, mir einiges ausdenken und schön malen kann, doch ich kann ehrlichen Gewissens behaupten, die Bilder, die mir vor meinem geistigen Auge erscheinen, sind einfach da. Es ist wie im Kino, der Vorhang öffnet sich und schon bin ich mitten im Film.

 Heute sehe ich eine Gruppe von Menschen im Wald. Jeder von ihnen hält etwas in seinen Händen. Wir laufen alle hintereinander her, sprechen nicht, sind irgendwie sehr andächtig. Bei einer bemosten kleinen Eiche angekommen, öffnet ein jeder seine Hand und hängt sein Mitbringsel an einen Zweig. Kugeln, kleine Wunschzettel, Sterne, bemalte Äste wippen nun an den moosgrünen  Ästen. Wir zünden jeder ein Teelicht an und stellen es vor unsere Füße. Eine Frau beginnt zu summen. Niemand kennt die Melodie, doch wir stimmen alle mit ein. Es entsteht Musik aus unterschiedlichen Tönen, irgendwie passen sie alle zusammen. Ein wunderbarer magischer Moment entsteht.

Dieses Bild bleibt nun so stehen auf der Leinwand meines Nullraumes. Ob dieser Film einmal Wirklichkeit wird, wer weiß. Er soll ein Impuls sein. Ein Impuls für Gemeinschaft erleben, Stärkung erfahren, positives Denken, eine schöne Weihnachtsgeschichte in Zeiten wie diesen. Mein Unterbewusstsein schickt mir ganz unvorbereitet einen vorweihnachtlichen Gruß. Er stimmt mich friedlich, freudig, überlegend ob ich vielleicht solch einen Waldspaziergang organisieren sollte. Mit Menschen in dieser chaotischen Welt zur Weihnachtszeit in den Wald gehen um einen Baum zu schmücken, dieser Gedanke zaubert ein Lächeln auf mein Gesicht.

Mit diesem schon fast Grinsen öffne ich wieder meine Augen. Ich stehe immer noch ganz unbeweglich am Stamm meiner Kiefer. Beseelt, friedlich, sehr dankbar für diesen Moment, ja glücklich bin ich.

Dabei wollte ich nur meine Schultern entspannen lassen. Diese Kiefer hat seine Hauptaufgabe erfüllt, nämlich meine Frequenz zu erhöhen. Glück und Dankbarkeit haben eine enorm hohe Schwingung. Stress, Angst, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, all diese Zustände bewirken bei uns Menschen, dass unsere Zellen sehr niedrig schwingen. Wenn diese Zustände längere Zeit anhalten, werden wir krank. Damit dies nicht passiert, müssen wir achtsam und aufmerksam daran arbeiten, eine höhere Frequenz zu erreichen. Bäume können uns dabei enorm helfen, wie ich euch mit meiner kleinen Geschichte heute berichten konnte.

So langsam bewegen sich meine Zehen wieder in den braunen verbeulten Wanderschuhen. Einen Abdruck habe ich hinterlassen im Moos. Wenn ich die Tage wieder komme, wird er nicht mehr zu finden sein. Die Natur repariert den Teppich sehr schnell.

Mit einem inneren Gruß gen Baumkrone und einem gehauchten Kuss verabschiede ich mich von der Kiefer und diesem wunderbaren Waldstück. Traurig bin ich in den Wald gegangen. 1000 Gedanken haben meinen Geist verwirrt. Innerhalb einer Stunde ist mein Zustand wie ausgewechselt. Freudestrahlend und voller Hoffnung verlasse ich diesen Naturraum. Keine Gesprächstherapie, kein Antidepressiva könnte bei mir so schnell wirken wie der Wald. Ich wünsche euch eine schöne weihnachtliche Zeit!

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